„Na, wenigstens mal trocken“, ruft die ältere Frau ihrer Nachbarin gegenüber zu, als ich gerade für einen Mittagsspaziergang vorbeikomme. Die andere Frau nickt, zieht die Zeitung aus dem Briefkasten und entgegnet: „Aber so wirklich Winter ist das ja auch nicht.“

Das Wetter. Immer ein Thema. Ob mit Fremden im Bus, mit der freundlichen Kassiererin im Supermarkt am frühen Samstagmorgen vor dem großen Wochenendeansturm, mit Arbeitskollegen am Kopierer: Zum Thema Wetter hat scheinbar jeder etwas zu sagen. Mal ist es zu nass, mal zu trocken, zu warm oder zu kalt. Sogar Sondersendungen in Fernsehen, Radio und Zeitungen widmen sich Regen, Hitze oder Kälte. Immer neue Superlative werden erfunden, um Wetterphänomene zu betiteln. Da gibt es Jahrhundertstürme, Jahrtausendhochwasser, ein Hitzerekord jagt den nächsten. Und wenn alles passt, wird eben das schöne Wetter kommentiert: „Herrlich heute! So schöne Sonne.“

Krokusse

Krokusse: die Vorboten des Frühling.

Dem Thema wohnt eine beruhigende Konstante inne. Ich denke, es ist ganz gleich, wie schnell und in welche Richtung sich die Welt und unsere Gespräche entwickeln, vielleicht kommunizieren wir in 50 Jahren ganz anders als heute, über das Wetter werden wir uns sicher weiter austauschen. Vielleicht dann nicht über den vielen Regen oder Dürrekatastrophen,  sondern über Marseruptionen oder Mondstürme 😉 Vielleicht nicht mit Worten, sondern nur noch per Computer oder gar Telepathie? Aber das Wetter wird vermutlich Small-Talk-Thema Nummer eins bleiben.

Dünen am Sandstrand

Blauer Himmel im Sommer? Ab zum Strand!

Es ist auch so schön unverfänglich, darüber zu reden ist. Kaum jemand wird einen großen Streit entfachen, weil sein Gegenüber nicht so sonnenbegeistert ist oder Schneeflocken nichts abgewinnen kann. Dazu geht es schnell; zwei, drei Sätze, dann ist der freundliche Small-Talk im Treppenhaus, an der Kasse oder Teeküche im Büro auch schon wieder beendet und jeder kann zufrieden seiner Wege gehen.

Herbstlaub und Äcker im Herbst

Auch der Herbst kann fröhlich und bunt sein.

Natürlich stimme ich gerne in diesen Kanon ein. Auch mich interessiert, ob es regnet, stürmt oder die Sonne brennt – nicht nur wegen der morgendlichen Kleiderfrage. Der Blick auf die Wetteraussichten ist immer verknüpft mit der Frage, ob ich meine Kamera im Gepäck habe oder zu Hause lasse, ob es sich vielleicht lohnt, am Sonntag den Wecker früh zu stellen, um die Morgenstimmung einzufangen.

Nur wenn ich auf Reisen bin, spielt das Wetter kaum eine Rolle. Die Kamera ist sowieso immer dabei – nur das Equipment ändert sich. Dicke, weiße Wolken stehen über Montmartre in Paris? Zeit für einen ausgedehnten Bummel an den bunten Kunstständen vom Place du Tertre. Strömender Regen an den berühmten Cliffs of Moher an der irischen Westküste? Regenjacke an und los! Gnadenlose Hitze im Death Valley Nationalpark in Kalifornien? Gut, hier war unsere Wanderung in der Sonne nicht länger als nötig – Es war wirklich einfach zu heiß! 🙂

Gefrorenes Eis am Seeufer

Winter am Seeufer

Wie stehst Du zur Wetter-Diskussion? Schaust Du täglich auf die Wetterprognose und nimmst sie in Deine tägliche Planung mit auf? Oder nimmst Du es, wie es kommt?

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