Dieses Blau! Dieses Grün! Dazu die weißen Segel der Boote, die im Sonnenlicht aufblitzen und für einen kurzen Moment in den Augen blenden. Tief atme ich die salzige Luft ein. Wie das duftet! Nach Meer. Nach Heimat. Die Möwen fliegen kreischend hoch über unseren Köpfen. Dicht über dem Wasser jagen ein paar Rauchschwalben nach Insekten. Ich bin eigentlich nur auf dem Weg nach Hause; nach einem schönen Tag in der Probstei geht es zurück in die Kieler Innenstadt. Mit der Fähre von Laboe; weil die Sonne noch so herrlich scheint und ich schlicht keine Lust auf die Fahrt mit dem Linienbus habe. Zusammen mit anderen Tagestouristen und Ausflüglern „entere“ ich die „Falkenstein“ – ja, so fühlt es sich fast an, das Geschiebe und Gedränge auf der kurzen Gangway. Haben die Leute Angst, an der Pier zurückgelassen zu werden?

An Deck ist noch viel Platz. Eine gute Stunde Fährfahrt liegt vor mir. Zeit zum Entspannen – und sich mit den wichtigen Fragen des Lebens zu beschäftigen: Werde ich das Innere meiner Schuhe jemals vom Sand befreit kriegen? Fliegen Möwen auch mal einfach nur so durch die Luft und liefern sich kleine Wettkämpfe mit anderen Möwen oder haben sie immer eine Agenda? Wie viele Grüntöne schmücken im Frühjahr die Baumkronen? Verträumt verlieren sich meine Augen in den „Hellgrüns“, „Dunkelgrüns“, „Apfelgrüns“ und „Gelbgrüns“ der dichten Baumwipfel am Ufer. Hatte mein Tuschkasten in der Grundschule auch so viele verschiedene Nuancen? In der Farbabteilung im Baumarkt um die Ecke finden sich bestimmt alle 30 Nuancen.

Als am Ufer wieder Häuser die dichten Baumreihen ablösen und wir den kleinen Anleger von Heikendorf anlaufen, schwenke ich meinen verträumten Blick auf die Gischt, die mir schon eine ganze Weile immer wieder einzelne Wassertropfen ins Gesicht spritzt. Wild sprudelnd hüpft das Wasser am Schiff entlang, wirbelt und gurgelt. Im Sekundentakt bilden sich kleine, ziemlich gleichförmige Tropfen. Sie scheinen auf den Wellen zu balancieren und zu tanzen, um nach einem Bruchteil von Sekunden wieder in den schäumenden Wogen unterzutauchen. Kaum sind sie aus meiner Sichtweite, sitzen die nächsten runden Wasserkügelchen auf den Wellen. Auch sie balancieren galant, tänzeln auf den schmalen Wasserbergen und versuchen, sich möglichst lange dort oben zu halten. Doch auch ihr wagemutiger Ritt auf den Wellen ist nach kaum einer Sekunde wieder vorbei. Es ist ein fröhliches Kommen und Gehen, das ich hingebungsvoll beobachte, während die Fähre weiter über die Förde Richtung Kiel schippert und meine Gedanken leiser und leiser werden.

Es ist einfach grandios am Meer zu wohnen! Diese kleine Auszeit gibt Kraft. Ein Stündchen, vielleicht eine halbe, einfach nur gedankenverloren aufs Wasser starren, Möwen beobachten, Sonne genießen. Das ist wunderbar in Kiel.
Aber nicht nur an der Förde gibt es die kleine Alltagspause für Pendler, Ausflugsgäste und Meerliebhaber: in Hamburg mit der Fähre über die Elbe schippern, in Seattle durch die Elliot Bay und auch in Boston oder Sydney ist die Mini-Schifffahrt möglich. Ganz gleich, wo Du Dir das nächste Mal Deine kleine Alltagspause gönnst: gute Erholung! 🙂