Jedes einzelnes Sandkorn knackt unter meinen Schuhsohlen. Der Boden ist feucht von der Nacht. Auch auf den Büschen und Parkbänken, die den Weg hinunter zum See säumen, liegt ein leuchtender Schleier aus Tau. Nebelschwaden ziehen über die Wasseroberfläche und tauchen die Bucht in bläuliches Licht. Ich muss stehen bleiben und das morgendliche Schauspiel genießen. Die Ruhe ist eine Wohltat. Selbst das eindringliche Rufen der Wildgänse, die in eleganter Formation über meinen Kopf hinwegfliegen, scheint jetzt am Morgen nicht so laut wie tagsüber zu sein, wenn auf der Uferpromenade Kinder mit ihren Müttern oder Großmüttern Enten füttern, Möwen kreischend in der Luft flattern und Radfahrer über den Weg zischen.

Momentan scheinen sogar meine Schritte auf dem sandigen Untergrund lauter als das Rufen der Gänse. Tief atme ich die kühle Morgenluft ein. Ich komme gerne hierher, egal zu welcher Jahreszeit. Aber am liebsten morgens; hier, in mein Psychotop!

Nein, das Wort ist keine Erfindung von mir. Ich habe es in einem Vortrag diesen Herbst aufgeschnappt – und selbst der Duden kennt es. Dort steht unter Psychotope: „Landschaftstyp, der Tieren bzw. Menschen durch Gewöhnung vertraut ist“.

Das passt zu „meinem“ See. Er ist nicht mein einziges Psychotop. Aber mein liebstes. Hier fühle ich mich zu Hause, hier kann ich atmen, meine Träume und Wünsche mit den Vögeln über das Wasser in den Himmel schicken.

Sicher, das Wort will einem nicht sofort über die Lippen gehen. Allerdings kommt auch das „Naherholungsgebiet“ nicht viel leichtfüßiger daher. Am Ende zählt sowieso nur, dass man sich wohlfühlt.

Ein paar Fotos von meinem Lieblingspsychotop findet Ihr unter „In der Natur“.