Wasser. Hier bei uns im Norddeutschland wohl das wichtigste Element und an vielen Orten zu finden; nicht nur an den beiden Küsten. Den Eiszeiten vor Jahrmillionen Jahren sei Dank, durchziehen mehrere Seenteppiche die Ostseeregion. Große und kleine, einige gut erschlossen mit hübsch angelegter Uferpromenade und Ausflugslokalen, andere eher naturbelassen mit Badestelle und kleinem Trampelpfad.

Für die Juli-Ausgabe meiner Sommerserie „Ostsee“ habe ich eine dieser „Wasseroasen“ erkundet: diesmal ging es ins süd-östliche Schleswig-Holstein, zum Großen Segeberger See. Den Ort dazu kennen viele vermutlich durch den Kalkberg, die Karl-May-Festspiele oder als Winterquartier von Fledermäusen, aber die rund neun Kilometer lange Wanderung um den See ist eine Reise wert!

Der gut befestigte Wanderweg führt direkt am Ufer entlang, so ist es ganz gleich, auf welcher Seite Du Deinen Startpunkt wählst. Meine Tour beginnt beim Kurpark, durch den es auf einem breiten Sandweg hinunter zum Seeufer geht. Ein Stück freie Sicht auf das Gewässer, die großzügig angelegte Uferpromenade – aber da werde ich erst später entlang laufen. Erst einmal biege ich links auf den Wanderweg ein. Hier ist die Nähe zur Stadt deutlich zu spüren: alleine bin ich wahrlich nicht. Radfahrer, Jogger, ganze Großfamilien mit Kindern jeglichen Alters, mal im Buggy, mal auf dem Laufrad, mit Oma, Opa, Tante, Onkel und mit Familienhund, der ebenso entspannt wie sein Frauchen die Gegend erkundet, sind auf dem Sandweg unterwegs. Aber wo es schön ist, tummeln sich bekanntlich oft viele Leute. 🙂 Und hier ist Platz genug für alle Erholungssuchenden!

Idyllisch unter einem dichten Geflecht aus grünen Blättern spaziere ich am Ufer entlang, begutachte fasziniert die mannshohen Wurzelteller, die emporragen, während sich die umgestürzten Bäume weit in den See hinausziehen. Auf einem dieser Baumstämme haben es sich zwei Schildkröten gemütlich gemacht. Eigentlich ganz niedlich anzusehen – aber auf Dauer werden sie hier wohl leider nicht glücklich, in unserem doch eher kühleren Klima. Wer auch immer sie hier ausgesetzt hat war sich dieser Tatsache offenbar nicht bewusst – oder hat dies bewusst ignoriert. Ich schaue den gepanzerten Tierchen eine Weile zu, ehe ich weiter unter dem Blätterdach entlang spaziere. Bei besserem Wetter würden die Bäume angenehmen vor der blendenden Sonne schützen – aber heute haben die Wolken diesen schattenspendenden Job übernommen. Vorerst.

Kurz nach der „Nordkurve“, wo an schönen Sommertagen ein kleiner Badestrand zum Verweilen einlädt und von wo es zum benachbarten Klüthsee geht, liegen links und rechts vom Weg wunderschöne Feuchtwiesen mit gelbblühenden Moorlilien und leuchtend pinken wilden Orchideen. Zwar trennt uns ein Zaun und ich muss Abstand zu den bunten Blüten halten, ihre Schönheit lässt sich wunderbar vom Weg aus bewundern. Zur richtigen Jahreszeit erstreckt sich hier ein wunderschönes Blütenmeer, von dem ich mich kaum wieder trennen kann. Aber der Weg führt weiter. Erst durch eine Unterführung, die so alles andere als chic anzusehen ist; allenfalls praktisch. Danach geht es ein Stück bergauf zu einem Aussichtspunkt. Ein perfekter Platz für eine kleine Pause mit Blick über den See –inzwischen mit Sonne, die sich tapfer durch die Wolken gekämpft hat, dabei einiges an blauem Himmel im Gepäck. Rund neun Kilometer ist nicht allzu weit, da kann ich hier ruhig eine Weile sitzen bleiben, den Vögeln beim Zwitschern zuhören, die Sonne genießen, die Stille der Natur.

Vom Aussichtspunkt aus entfernt sich der Rundweg erst einmal ein Stück weit vom Großen Segeberger See. Das heißt aber nicht, dass es hier weniger zu entdecken gibt! Die urigen Bauernhäuser, Katen und Wohnhäuser von Stipsdorf sind echte Hingucker! Liebevoll angelegte Gärten, gepflegte Straßen und freundliche Bewohner. Laut Internet wurde das Dorf, in dem heute rund 200 Einwohner leben, 1177 zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Sehr charmant!

Weiter geht’s! Von Stipsdorf aus geht es gemütlich wieder ein Stück am See unter Bäumen entlang. Tief durchatme, inne halten, einfach herrlich! Dann geht es vorbei an vielen kleinen Bötchen, mit Segeln oder mit Ruder ausgestatte. Und wer den Booten lieber zuschaut und entspannt die Beine dabei im Wasser baumeln lassen möchte: bei der Bootsvermietung gibt es auch kleine Erfrischungen.  🙂  Es sieht sehr verlockend aus – aber ich laufe weiter zur Promenade. Auch hier laden Sonnenterassen und Ausflugslokale zum Verweilen und Entspannen ein. Zwei Schwäne schwimmen in graziler Langsamkeit dicht am Ufer vorbei, als würden sie stolz ihre im Sonnenlicht glänzend weißen Federn präsentieren. Das aufgeregte Blesshuhnküken, das ebenfalls in Ufernähe unterwegs ist, bietet das absolute Kontrast: hektisch paddelt es piepend und kreischend auf der Wasseroberfläche herum, offenbar auf der verzweifelten Suche nach Mama-Blesshuhn. Aber keine Sorge: „Mutti“ war nur mal kurz abgetaucht, um nach Futter zu tauchen.

Ich muss zum Glück nicht tauchen, das Eis, das ich mir nach der schönen Wanderung gönne, gibt es im Laden 🙂

Fotos von meiner Tour findest Du unter Sommerserie/Segeberger See. Viel Spaß beim Stöbern. Den nächsten Beitrag meiner Sommerserie gibt es pünktlich am 1. August!