Es hat nicht mal den Weg vom Flughafen zum Hotel gebraucht, um mich in Budapest zu verlieben. Faszinierende, schöne, lebedinge Stadt an der Donau. Im Comic würde man mich sicher mit riesengroßen Kulleraugen malen, mit dem Gesicht fröhlich an der Scheibe klebend, um auch ja nichts „da draußen“ zu verpassen, vielleicht noch mit offenem Mund, um das Erstaunen visuell zu unterstreichen 🙂 Aber es ist wirklich so viel zu sehen! Angefangen hatte es zwar mit Einkaufszentren, wenig spektakulär, außer vielleicht die Tatsache, dass hier auch viele deutsche Märkte zu finden sind. Lidl, Müller, DM, C und A – alle schon da. Je weiter wir in Richtung Innenstadt fahren, desto spannender wird es. Die Häuser werden älter, verschnörkelter. Auch wenn vielerorts der Putz blättert oder die Fassade in Gänze eine Erneuerung von Nöten hätte: die Schönheit und Fülle dieser historischen Kulisse begeistert mich sofort.

Unser Großraumtaxi fährt durch breite Straßen, enge Gassen, es geht vorbei an gelben Häusern, rosafarbenen, blauen und weißen, verschnörkelten Fensterrahmen und geheimnisvollen Eingangstüren, die für einen kurzen Moment den Blick in grüne, lichtdurchflutete Innenhöfe preisgeben. Am liebsten würde ich sofort aus dem Wagen springen und die Stadt auf eigene Faust erkunden. Aber ich bin nicht in einem Comic, keine putzige Figur mit großen Kulleraugen und offenem Mund, die beschwingt mit ihren kurzen, dünnen Beinen durch die Budapester Straßen läuft. Daher bleibe ich sitzen und bestaune die faszinierende Kulisse Budapest weiter durch das Autofenster. Erst einmal ankommen, im Hotel einchecken. Aber danach starten wir sofort mit unserer Sightseeingtour durch Ungarns Hauptstadt.

Top 1: Schönes Buda – natürlich mit Fischerbastei und Traumblick auf Pest

Langsam machen wir uns von der Metrostation Batthyány tér auf den Weg zum Burgviertel. Langsam deshalb, weil wir immer wieder anhalten, um die Schönheit in all ihren Details zu genießen; die niedliche enge Straße mit ihrem Kopfsteinpflaster, die schmalen Häuser, teils bunt angestrichen, Fensterläden und mit geschwungenen Ornamenten verzierte Türen. Darüber der tiefblaue Nachmittagshimmel, an dem bauschige Wolken, die so aussehen als seien sie mit fluffiger Kreide ins Blau gemalt, scheinbar bewegungslos festhängen.

Über etliche Treppenstufen, von denen wir am Ende einen ersten Vorgeschmack auf den atemberaubenden Ausblick über Pest mit seinem Regierungspalast haben, erreichen wir die Fischerbastei, deren weiße Türme sich traumhaft gegen den blauen Himmel abheben. Ihren Namen hat die Bastei tatsächlich von der Fischerzunft, die diesen Teil der Burgmauer im Mittelalter beschützt hat. Auch soll, so verrät es mein Reiseführer, an dieser Stelle damals der Fischmarkt abgehalten worden sein.
Von hier liegt uns Budapest zu Füßen! Von der Skybar genießen wir den atemberaubenden Ausblick und können uns von der schönen Donau und Budapest von oben erst losreißen, als die Kaffeebar um 19 Uhr den Feierabend einläutet. Außerdem gibt es im Burgviertel noch mehr zu sehen! 🙂 Hierzu mehr in meinen Fotowelten.

TOP 2: Regierungspalast aus der Nähe betrachten

Schon von der anderen Flussseite aus, vor allem beleuchtet am Abend, ist der Regierungspalast beeindruckend. Du solltest nicht versäumen, das imposante Gebäude auch aus der Nähe zu betrachten. Denn die vielen Türme – laut Reiseführer an die 400) – , Giebel und das unverkennbare rötliche Kuppeldach sind ein echter Hingucker – und obendrein Teil des UNESCO Weltkulturerbes.

Leider haben wir versäumt, uns für eine Führung durch das Innere zu buchen. So bestaunen wir den Palast diesmal „nur“ von außen. Die kleine Rasenfläche vor dem Gebäude ist akkurat geschnitten, ebenso akkurat stehen die beiden Soldaten wie Wachsfiguren auf dem auffällig sauberen Platz. Die Armen, bei dem sommerlichen Wetter! Aber hin und wieder dürfen sie sich die Beine vertreten, laufen in exaktem Gleichschritt nebeneinander einige Male im Kreis.

TOP 3: Mit der Straßenbahn Nummer 2 bis zur Markthalle

Wie in vielen Städten fahren auch durch Budapest Sightseeingbusse mit einer Vielzahl an Hop-on-Hop-off-Stationen. Ein anderer, günstigerer Weg die Stadt zu erkunden, ist die Fahrt mit der Straßenbahn Nummer 2. Sie startet direkt hinter dem Regierungspalast und fahren tagsüber fast im Fünfminutentakt; die nördlichste Endhaltestelle ist jedoch ein Stück weiter bei der Margareteninsel. Mit ihrem gelb-weißen Anstrich erinnern mich die traditionelle Straßenbahn an die Bahnen in Lissabon und Mailand, und es erklingt dasselbe ratternde Geräusch beim Anfahren. 🙂

Kaum haben wir die beiden recht hohe Stufen ins Wageninnere erklommen, fährt die Bahn mit einem leichten Ruckeln an. Wir machen es uns auf den Sitzen bequem und lassen die Innenstadt Budapest gemächlich an uns vorbeiziehen: die wunderschöne Kulisse der Fischerbastei und der Burg auf der anderen Donauseite, die imposante Ungarische Akademie der Wissenschaft, den Anleger der Ausflugsschiffe und der Freiheitsstatue, die hoch über der Stadt thront. Allzu lange dauert die Fahrt allerdings nicht: nach etwa einer viertel Stunde sind wir bei der Markthalle angelangt, die wir uns nicht entgehen lassen wollen 🙂

TOP 4: Ruinenbars im jüdischen Viertel

Nein, kein Geheimtipp: Die vielen Ruinenbars im jüdischen Viertel sind tatsächlich in jedem Reiseführer als Highlight aufgeführt.  Das heißt aber nicht, dass Du sie Dir entgehen lassen solltest! Die Bezeichnung ist etwas irreführend. Flohmarktbars oder Sammelsurium-Bars wären schon treffender. Es sind Kneipen, mal groß, mal kleiner, in den imposanten Stadthäusern, die mit allerlei Zeug, das gut auf dem Flohmarkt zusammengesammelt sein könnte. Gartenzwerge, Omas alte Stehlampe, urige Plüschsofas, Klappstühle in Neonfarben – die Einrichtungen sind ein buntes Sammelsurium an Skurrilem und Aussortiertem. Nichts scheint so richtig zusammenzupassen, was die Bars so besonders machen.

Die älteste Ruinenbar ist die „Szimpla Kertmozi“. Der breitschultrige Türsteher begrüßt uns freundlich, sogar mit Handschlag 🙂 Nun, vielleicht weil ich ihn so freundlich angelächelt und gefragt habe, wie es ihm geht – die allgemein eher rhetorische Frage habe ich mir während meiner Zeit in Großbritannien angewöhnt und liebe sie!

Der Eingangsbereich ist ein wenig duster und wüsste ich nicht, dass dahinter eine coole Ruinenbar liegt, ich wäre vielleicht unwissend vorbeigelaufen. Hinter dem etwas dunklen Gang warten bereits die ersten Bars, erst die Weinbar, dann rechts ein ebenfalls quietschbunter Barbereich mit etwas hochprozentigeren Spirituosen, davor baumeln silberglänzende Diskokugeln von der Decke. Hinter der großen, teils geöffneten Flügeltür wird es wieder heller. Neugierig laufen wir weiter – und stehen in einem bunten Innenhof. Säulen, kleine Spiegel, Kinderstühle aus Plastik als Teil der Deckendekoration, dazwischen ein dicker Gartenzwerg, der ein wenig unglücklich anmutet. Aber vielleicht liegt sein verzogener Gesichtsausdruck auch nur an seinem Alter; er sieht jedenfalls so aus, als habe er schon viele Jahrzehnte auf dem Buckel. Gefühlt alle drei Zentimeter gibt es hier etwas Neues zu entdecken – und die Cocktails schmecken fantastisch! 🙂

TOP 5: Stadtwald, Heldenplatz und Spaziergang auf dem Boulevard

Mit der Metro 1 (gelb markiert) geht es bis zur Station „Hösök tere“. Nach den vielen imposanten Gebäuden, Bars, Brücken, Uferpromenaden haben wir ein bisschen Sehnsucht nach Natur. Also wollen wir den Park, der interessanterweise als Stadtwäldchen bezeichnet wird, erkunden. Auch hier gibt es eindrucksvolle Bauwerke, eigentlich eher Kunstwerke mit Rundbögen, Erkern und Verzierungen, aber eben auch Bäume und einen kleinen Teich, auf dem sogar Tretboote zu einer Rundtour einladen. Eines der imposantesten Bauwerke ist das Széchenyi Heil- und Schwimmbad. Wer etwas mehr Zeit hat, kann das kunstvolle Gebäude auch beim Baden erkunden.
Wir hingegen schlendern weiter zum Heldenplatz, wo sich auch die Kunsthalle befindet, und der seinen Namen mehr als verdient hat. Wir kommen aus dem Staunen nicht mehr raus. Auch als wir den Andrassy Boulevard zurück Richtung Stadt entlang laufen: Eine Villa ist schöner als die nächste, eine imposanter verziert als die davor, dazu kleinere üppig blühende Vorgärten. Uns sind schon längst die Adjektive für so viel Eleganz und Charme, so viel Protz und Schönheit ausgegangen. Fast schweigend schlendern wir die Straße entlang, staunen und bewundern.

Budapest hat noch so viel mehr zu bieten. Die St. Stephens Basilika zum Beispiel, die Synagoge oder die Oper, die aktuell allerdings restauriert wird. Wenn Du nur für eine kurze Stippvisite in der Stadt bist, solltest Du Dir die Top 5 nicht entgehen lassen! Mehr Impressionen der ungarischen Hauptstadt findet Du wie gehabt in meinen Fotowelten.