Sie rufen wieder. Der Mai ist sozusagen ihr Monat; wenn es wärmer wird, hin und wieder ein Regenschauer über das Land zieht, dann sind die kleinen Geschöpfe voller Lebensenergie. Welche kleinen Geschöpfe ich meine? Laubfrösche, Rotbauchunken und ihre Freunde, die erst vor wenigen Wochen ihre Winterstarre beendet haben.

Muss ein seltsames Gefühl sein: monatelang starr und steif in der kalten Erde auszuharren, um dann im Frühjahr quicklebendig an die Oberfläche zu kriechen. Unsereins bräuchte sicher erst einmal eine Runde Yoga oder eine ausführliche Ganzkörpermassage, damit Arme und Beine wieder geschmeidig werden; oder wir würden uns noch etwas tiefer in die Erde graben und alle fünf Minuten murmeln „nur noch fünf Minuten“.
Die kleinen Frösche, Unken und Kröten dagegen können es kaum erwarten, an den nächsten Teich zu hüpfen beziehungsweise zu krabbeln. Von der Frühlingssonne schon vorgewärtmes Wasser, ohne Gestrüpp am Ufer, das Schatten wirft, keine Fische, die hungrig auf den frischen Laich warten. So sieht ein heimeliges Gewässer aus.

Im dunklen Teich finden wir einen der klainen, lauten Tierchen.

Wer schon einmal zur Balzzeit den kleinen Amphibien gelauscht hat, der kann über diese Mini-Geschöpfe nur staunen. Kaum Daumnagelgroß, aber Krach machen wie ein Staubsauger! Im Ernst, das chorische „äpp, äpp, äpp“ des Laubfrosches wurde mit 87 Dezibel gemessen. Zum Vergleich: ein handelsüblicher Staubsauger – vielleicht nicht die neueste Generation, die gut und gerne einige Hundert Euro kosten – erreichen etwa 80 Dezibel. Ein Haartrockner ist mit 99 Dezibel sogar noch lauter.
Wirklich sehr stimmengewaltig, die Balzrufe der kleinen Männchen. Ein atemberaubendes Erlebnis, so einem Laubfroschkonzert zuzuhören; zumal die grünen Hüpfer aus überlebenstaktischen Gründen nur in der Dunkelheit balzen.

Wer nicht auf eigene Faust, einen passenden Platz suchen will, um am Ende achselzuckend auf einen dunklen Tümpel zu starren und sich eingestehen zu müssen, dass man beim besten Willen nicht weiß, wer oder was da quakt, der besucht am besten ein organisiertes Froschkonzert. Die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein bietet während der Balzzeit mehrere Exkursionen zu Froschkonzerten an. Da erfährt der Naturinteressierte gleich noch Spannendes zu dem Gebiet und den Tieren.

Zum Beispiel zur „Taktik“ der kleinen grünen Freunde bei der Balz. Denn nicht jeder ist ein aktives Männchen, das Nacht für Nacht im Teich sitz, um fleißig das rhythmische „äpp, äpp, äpp“ zu rufen bis ein Weibchen den Lockruf erhört. Es gibt auch Männchen, die könnte man eher als „Wegelagerer“ bezeichnen. Sicher, auch sie stimmen in den Chor der balzenden Männchen mit ein. Aber im Grunde warten sie auf ein Weibchen, das zufällig vorbeikommt, an das sie sich hängen können. Und die Weibchen? Sie sind die Schweigsamen im Balzgeschäft. Zurückhaltend lauschen die Damen dem „Gesang“ der Männchen. Das ist ja fast so wie bei uns Menschen! 🙂