„Es grünt so grün, wenn Spaniens Blumen blühen“ – lasst uns jubilieren! So wie bei „My Fair Lady“, dem weltweit erfolgreiche Musical von Alan Jay Lerner und Frederick Loewe. Jetzt ist die Zeit! Wenn aus jeder Pore der Natur der Frühling erwacht, Blätter sprießen, Knospen erwachen und die Vögel ihre Nester bauen. Diese Tage, an denen einen nichts mehr drinnen hält, jede Minute im geschlossenen Raum zur Qual wird. Wenn alle Sinne einen nach draußen ziehen, fast so, als würden die Sirenen aus Homers Sage über Odysseus einen rufen. Als säßen sie in jedem Blatt, jedem Grashalm, jeder Blumen, würden aus den Kehlen der Vogelschwärme singen und uns durch das Wispern des Windes in den Bäumen zurufen. Komm her. Komm zu mir. Und wir folgen diesem Ruf, dem der Sirenen, die keine sind. Nur das uns hier kein Ungemach auflauert. Keine Schiffe an schroffen Felsen zerschellen. Kein Leben in Verdammnis und Schmerz auf uns wartet.

Hinaus. Hinaus ins Freie! In den Park, auf eine Wiese, in einen Wald, lichtdurchflutet. Einen schönen Wald mit Birken und Buchen und Eichen, zu deren Füßen sich ein gelb-weißer Teppich aus Buschwindröschen und Scharbockskraut ausbreitet, während sich oben die Äste mit ersten grünen Blättern schmücken. Dieses leuchtende Grün, satt und frisch und so lebendig. Dieses Grün, das es nur im Frühling gibt.

Blühende Magnolien weisen den Weg

Der Frühling hat viele Farben. Das Grün der Bäume und Sträucher paart sich unverhohlen mit dem leuchtenden Gelb, Rosa und Violett der Blumen, die fleißig ihre Blüten gen Sonne recken. Sie lechzen nach Licht, so wie all die Sonnenhungrigen, die nach den vielen Wintermonaten die wackeligen Plastikstühle an den Eisdielen bevölkern.
Die ersten Schmetterlinge tanzen leise durch die seichte Frühlingsluft, schwingen sich von Blüte von zu Blüte, ruhen sich auf ihrem Weg auf den Blättern der aufblühenden Magnolien aus. So samtweich, so strahlend weiß, so sachte die rosa Zeichnung am Blütenkelch. Ich liebe Magnolien! Wenn sie aufblühen und ihre üppigen Blüten Richtung Sonne drehen, dann ist der Frühling da! Sie weisen uns den Weg Richtung Sommer. Selbst wenn sie ihre Blüten nach einer Weile müde zu Boden werfen und unter sich ein flauschig-kuscheliges Bett bilden, verlieren sie nicht ihren Frühlingszauber. Wie wunderschön.

Komm, begrüßen wir den Frühling!

Es ist so großartig. Ich fühle mich frei. Mein Herz fühlt sich an, als würde es mir für einen Augenblick vor Freude aus der Brust springen und mit den Schmetterlingen um die Wette fliegen. Während ich durch den Frühling laufe, die süße Luft einatme und die Sonne meine Nase leise kitzelt, fällt mir Ronja ein. Ronja, die Räubertochter. Das taffe Mädel aus Astrid Lindgrens Kindergeschichte, das unerschrocken die Welt entdeckt. Nach einem langen Winter in der Mattisburg konnte sie es auch kaum erwarten, ihren Frühlingsschrei durch den Wald zu jagen.

Ich breite die Arme weit aus, schließe für einen Moment die Augen und dann schreie ich los. Ich schreie und laufe, schreie und springe wie ein übermütiges Fohlen auf der Weide.
Ich merke gar nicht, dass die Vögel vor Schreck ihr Gezwitscher unterbrechen, Galloway-Rinder, die gemütlich auf der Wilden Weide nebenan grasten, verständnislos in meine Richtung blicken. Auch der Schmetterling, mit dem mein Herz eben noch sinnbildlich um die Wette geflogen ist, hat schnell das Weite gesucht.
Ich renne einfach herum – und es fühlt sich einfach nur gut an!  🙂  Hast Du schon den Frühling begrüßt?