Auf dem Weg vom Schiff zu einem wenige Meter entfernten Haus im Hafen von Vardø bin ich mir nicht sicher, ob das so eine gute Idee ist. Aber jetzt habe ich meinen Badeanzug an, das Handtuch über dem Arm – und ganz ehrlich, wer will da noch kneifen? Es ist gar nicht so kalt wie angenommen. In dem Häuschen können wir uns ausziehen und Neoprenschuhe anziehen, dann geht es einige Schritte zum Bootssteg und zu dem kleinen Pool im Hafenbecken. Vor dem Steg stehen schaulustige Passagiere von unserem Schiff, die sich die Verrückten, die in 2 Grad kaltes Wasser hüpfen wollen, nur zu gerne ansehen. Auch ohne die wärmende Fleecehose und Jacke, also nur in Badeanzug und Handtuch, ist es deutlich wärmer als erwartet. Zum Glück haben wir weder Schnee noch starken Wind. Vielleicht ist es auch die kribbelige Vorfreude, die mich die kühle Luft nicht spüren lässt.

Wir sind neun Leute, die den Spaß, in die Barentssee einzutauchen, mitmachen. An der Rezeption haben wir zwei von der Hurtigruten-Crew getroffen, die uns Handtücher gegeben und – selbst dick in Thermojacke und Winterstiefel eingepackt – uns zum Bootssteg begleiten haben. Ob sie wohl bei jeder Reise ein Grüppchen irre Touristen beim Baden „beaufsichtigen“ müssen? Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass sie uns für ziemlich durchgeknallt halten. 😉 Sie sind beide aus Norwegen. Waren sie denn noch nie hier oben im Meer baden? Auf meine Frage erwidern sie mit heftigem Kopfschütteln, als sei bloß der Gedanke daran total abwegig.

Im Gänsemarsch ging es die Treppe zum Pool hinunter.

Eine Holztreppe, schön gearbeitet mit Geländer, führt ins Wasser, ein Becken neben den Booten, die im Hafen liegen. Einer nach dem anderen steigen wir mutig hinein, quietschen laut auf in dem kalten Wasser, spuddeln kurz herum und dann geht es auch schon wieder zurück auf den Bootssteg. Im Vergleich zum Wasser ist es an Land regelrecht warm. So kann man es gut aushalten 🙂 Noch einmal freundlich lächeln und posieren für ein Foto, dann husche ich zurück in das Haus auf der anderen Seite vom Bootssteg, um mir meine warmen Sachen wieder anzuziehen.

Nach diesem kurzen Erlebnis finde ich die Idee, im norwegischen Winter erst in der Sauna zu sitzen und anschließend in ein Eisloch einzutauchen oder mich im Schnee zu wälzen, sehr verlockend. 🙂 Es hat etwas unglaublich Erfrischendes. Ich fühle mich belebt und aufgewärmt. Das muss ich unbedingt noch einmal machen!

Auf dieser Fahrt gibt es leider keine zweite Möglichkeit dazu. Aber wo ich schon einmal im Badeanzug stecke, drehe ich an Deck der MS Finnmarken einige Runden im Pool auf Deck sieben und kuschel mich mit den anderen „Baltic Sea Swimmern“ in den heißen Whirlpool. Auch schön! Jetzt fehlen nur noch Polarlichter, aber die sollen heute Abend wieder zu sehen sein; sofern sich die Wolken von uns fern halten.

Foto von meiner Reise mit den Hurtigruten findest Du in meinen Fotowelten/Norwegen im Winter.