Schon mal von Kappeln gehört? Das kleine Städtchen an Schleimündung und Ostsee etwas nördlich von Eckernförde in Schleswig-Holstein gelegen, ist eine kostbare kleine Perle, die einen Besuch auf jeden Fall loht. Deshalb habe ich Kappeln für den Auftakt meine Sommerserie, in der die Ostsee und ihr Hinterland im Fokus stehen werden, ausgesucht.

Von der Landeshauptstadt Kiel kommend führt der Weg nach Kappeln zunächst über die Klappbrücke, von der sich ein erster Eindruck auf die Kulisse der rund 8.700 Einwohner starken Stadt bietet. In der Sonne glänzt die Nikolaikirche mit den weißen Booten und ihren teils imposanten Masten, die im Hafen direkt neben der Brücke dicht an dicht liegen, um die Wette. Jetzt, ab Ende März, liegen hier nicht nur die Boote nebeneinander, auch am Kai herrscht Hochbetrieb: die Heringssaison ist gestartet! Jedes Jahr, wenn die Tage länger werden, strömen alle in den kleinen Ort: Heringe und ihre Angler. Einer neben dem anderen stehen die Hobbyfischer an der Mole, werfen ihre Köder in das Hafenbecken und ziehen einen kleinen Fisch nach dem anderen heraus. Höhepunkt in der Heringsfischerei steht jährlich am Himmelfahrtstag mit der Heringswette an. Dann dürfen geladene Gäste schätzen, wie viele Heringe mithilfe der Heringszäunen, inzwischen einmalige Bauten in Europa, gefangen werden. Diese Fanganlagen sind über 500 Jahre alt und unterliegen einem recht einfachen Prinzip: Die Fische schwimmen in eine Art Flechtwerk, das Richtung Klappbrücke immer enger zuläuft, und verfangen sich darin.
Bis zum Himmelfahrtstag – in diesem Jahr am 25. Mai – werden die Angler weiter ihre Köder von der Hafenmauer in die Schlei, um mit einer möglichst großen Ausbeute nach Hause zu fahren.

Vor allem bei schönem Wetter zieht es im Frühjahr viele Angler nach Kappeln: Die Heringe sind da!

 

Mal hoch und klobig, mal klein und schmal – die alten Steinstufen, die vom Hafen zur Kirche hinaufführen, sind uneben und wirken ein wenig holprig. So schön der Blick von der Treppe aus auch ist, bei jedem Schritt achte ich genau auf die unebenen Stufen, um nicht ins Stolpern zu kommen. Erst oben angekommen genieße ich für einen Augenblick die Aussicht. Die Nikolaikirche, ein rotes Backsteingebäude, sieht einladend aus, mit den weiß gerahmten Kirchenfenstern wirkt sie geradezu beruhigend. Ob das Innere ebenso einladend ist, erzähle ich nach meinem nächsten Besuch in Kappeln: erst ab Ostern ist die Kirche für Besucher außerhalb der Gottesdienste geöffnet.

Auf hübschen alten Steinstufen geht es vom Hafen hinauf zur Kirche.

 

So setze ich meinen Streifzug fort, schlendere die Haupteinkaufsstraße entlang. Neben den typischen Geschäften großer Ketten, die mittlerweile jede Innenstadt „zieren“, laden einige kleinere Boutiquen zum Stöbern und Kaufen ein. Bunt und frühlingshaft geht es vor dem Woll-Laden zu, sogar das Fahrrad ist hier „chic in Strick“.

Die engen Gassen der Innenstadt sind gesäumt von kleinen Häusern, die an längst vergangene Zeiten erinnern. Kappeln wurde erstmals 1357 urkundlich erwähnt und hat eine rege Vergangenheit vorzuweisen. Ich bin mir sicher, in dicken Geschichtsbüchern finden sich jede Menge spannende Ereignisse; in über 650 Jahren passiert so einiges.  Sogar Hexenverbrennungen gab es unweit der Stadt. Aber keine Sorge, das wird jetzt keine Geschichtsstunde 🙂

Stattdessen schlendere ich weiter durch die kleinen Straßen, bewundere die niedrigen Häuschen mit ihren teils recht schmalen Eingängen, bestaune die bunte Dekoration auf einigen Fensterbänken, um vorziehenden Stadtbesuchern nicht allzu viel Einblick in die eigenen vier Wände zu gewähren. Selbst die Queen – wie immer adrett gekleidet in blauem Kostüm und passendem Hut  – winkt mir galant aus einem der Fenster zu; jedenfalls solange die Sonne auf die kleine Solarplatte fällt.

Mein Weg führt durch die Prinzenstraße, ein besonders sehenswerter Teil der Innenstadt. Auch hier prägen Kopfsteinpflaster und historische, liebevoll sanierte Wohnhäuser das Bild.

Der Weg führt weiter zur Mühle „Amanda“, die mich in ihrem leuchtend weißem Kleid und scheinbar frisch geputzten Flügeln begrüßt. Superlative gibt es auch hier: Das historische Bauwerk aus dem Jahr 1888 ist mit stolzen 32 Metern die höchste Windmühle in Schleswig-Holstein, und noch bis Mitte der 1960er Jahre war sie in Betrieb! Heute beherbergt „Amanda“ die Touristinformation der Stadt Kappeln. Außerdem gibt es in der 1977 grundrenovierten Mühle Ausstellungsräume – und oben im dritten Stock können sich Heiratswillige das Ja-Wort geben. Einzelne Blütenblätter und kleine Glitzerherzchen vor „Amandas“ Eingang zeugen von den jüngsten Ehegelöbnissen. 🙂

Heute können Verliebte in der Mühle heiraten.

Bei gutem Wetter lohnt sich der Aufstieg in den vierten Stock und den Rundgang der im holländischen Stil erbauten Windmühle. Nicht nur Kappeln liegt einem von hier oben zu Füßen, bei guter Sicht bietet sich ein wunderschöner Ausblick über Schlei und Ostsee.

Schlendern, Staunen und Städtchen-Tour an der frischen Luft machen hungrig! Kappeln hat so einiges an Lukullischem zu bieten. Wer zum Essen eine schöne Aussicht möchte, kehrt zum Hafen zurück. Von Fisch über Fleisch bis hin zu vegetarischen Leckereien bieten die Restaurants hier für sicherlich jeden Geschmack etwas Passendes. Während ich mir meinen Fischteller schmecken lasse und die Sonne meine Nase kitzelt, beobachte ich das rege Treiben an der Hafenmauer, wo die Angler unermüdlich einen Hering nach dem anderen aus der Schlei ziehen, Kinder das erste Eis des Jahres genießen und verliebte Pärchen Hand in Hand entlang flanieren. So lässt es sich gut ein Weilchen aushalten 😉

Einen Besuch dieser kleinen Perle an der Ostsee kann ich nur empfehlen! Weitere Impressionen von Kappeln findest Du in meinen Fotowelten/Sommerserie/Kappeln. Viel Spaß beim Stöbern, und vielleicht bekommst Du ja Lust für einen Ausflug in die kleine Stadt an der Schlei.

Die nächste Folge meiner Sommerserie „Ostsee“ gibt es hier am 1. Mai!