Ein Gang in die Sauna darf im Finnlandurlaub natürlich nicht fehlen, noch dazu wenn das Schwitzbad so herrlich am See gelegen ist wie beim „Resort Metsäkartano“, das etwa eine halbe Autofahrt von der Kleinstadt Rautavaara im Osten Finnlands. Wer viel „chi-chi“ erwartet, wird vielleicht enttäuscht. Hier turnt niemand herum und wedelt mit dem Handtuch durch die heiße Luft, es gibt keinen Entspannungsbereich mit Wellnessliegen und plätscherndem Zimmerbrunnen, dazu leise meditative Musik. In Finnland ist Sauna irgendwie pragmatischer, mitten im Leben.
Dennoch: das Ambiente der Sauna hier in Metsäkartano ist urgemütlich. Schön aus Holz, das lodernde Feuer im Ofen knackt und zischt, ebenso wie die darüber gestapelten dunkelgrauen Steine; vor allem wenn Wasser auf sie gegossen wird. 90 Grad sind es gerade, aber der Ofen kann auch heißer 🙂

Durch die kleinen Fenster können wir direkt über den zugefrorenen, verschneiten See blicken. Einfach sitzen, tief ein- und ausatmen und nicht mehr denken. Die Welt Welt sein lassen; der Alltag ist schnell meilenweit entfernt, selbst die blauen Flecken von meinen ersten Wintersporterlebnissen der vergangenen Tage sind vergessen. Einfach nur sitzen und sein.
Das Beste an der Sauna ist aber das Abkühlen! 🙂 Entweder man flaniert mit seinem Handtuch über die Veranda und genießt die kühle Luft – heute sind es minus 15 Grad, das ist schon eine Erfrischung. Wer will, kann sich auch fröhlich jauchzend in den Schnee schmeißen; so ein bisschen wie in Astrid Lindgrens Film „Ronja Räubertochter“, in dem die Räuber im Schnee baden 🙂

Abkühlung im See: pber den Bootssteg geht es zum Eisloch!

Ein ganz besonderes Erlebnis ist aber der „Sprung“ in den See. Auf dem Weg dorthin rutscht mein rechter Zeh immer wieder vorne über meinen Badeschlappen hinaus in den Schnee – brrr, ist das kalt! Und ich will wirklich ins Eisloch steigen? Zeit zum Zögern und Hadern bleibt jedoch nicht: Bevor die Luft mich abkühlt, will ich im See sein! Daher heißt es: zügig zum kühlen Nass. Mit mehr oder minder galanten Schritten husche ich mit meinem etwas zu kleinen Badetuch um den Körper gezerrt vom Saunahaus durch den Schnee und den Bootssteg entlang. Ich höre das Sprudeln der Wasserpumpe, die das 3 Grad Celsius kalte Wasser am Einstieg in Bewegung hält und so vom erneuten Zufrieren abhält.

So wirklich hitzig fühle ich mich nicht mehr, als ich an der Holztreppe ankomme. Jetzt schnell das Handtuch auf die Brüstung geworfen, die oberste Treppenstufe galant übersteigen, denn hier hat sich eine dicke Eisschicht gebildet. Also gleich auf die zweite Stufe, die schon im Wasser liegt. „Kalt!“ schreit mein Fuß, aber ich klettere weiter hinunter, kralle mich an den beiden Tauen neben dem Geländer fest. Noch eine Stufe und ich stehe auf dem Grund des Sees – der Großteil meines Oberkörpers hat allerdings noch nicht das Vergnügen, im kalten Nass zu sein. Das Eisloch ist nicht allzu tief, damit niemand Gefahr läuft, unterzugluckern. Also noch ein letztes Mal überwinden. Eins, zwei, drei: ich tauche ganz in den 3 Grad kalten See ein, der damit immer noch wärmer ist als die Luft.

Mutige klettern über eine Holzleiter in das 3 Grad kühle Wasser.

Ein Kribbeln und Prickeln durchzieht meinen Körper, unwillkürlich formen sich meine Lippen zu einem breiten Grinsen. Was für ein belebendes Gefühl! Flott klettere ich auf den Steg zurück und wickle mir mein Handtuch – so gut es geht – um. Kalt ist mir nicht mehr, auch wenn sich meine Beine anfühlen, als würden sie gleichzeitig mit 1.000 Nadelstichen bearbeitet. Herrlich! Fantastisch! Und diese Aussicht auf den See, einfach nur traumhaft. Erfrischt und entspannt atme ich einige Male tief durch, ehe ich zurück über den Steg und den Schnee zur Sauna schlappe. Der nächste Gang wartet schon 🙂

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