Selten habe ich eine Stadt mit so vielen Parkbänken gesehen. Am Dom, den Promenaden, den kleinen Spazierwegen an den Seen – wer ein gemütliches Plätzchen für eine Pause sucht, wird in Ratzeburg auf jeden Fall fündig. Natürlich bietet die Stadt, grob zwischen Hamburg und Lübeck gelegen, viel mehr als gemütliche Sitzmöglichkeiten!

Blick auf Inselstadt Ratzeburg mit Dom

Die Alstadt mit dem Dom kommt in Sicht!

Ein wenig rot, ein paar Backsteine, die durch die noch immer recht dichten grünen Blätter hindurchscheinen. Nur wenige Schritte weiter und ich genieße meinen ersten Blick auf die Inselstadt, über der langsam der morgendliche Dunst von der Sonne abgelöst wird. Still liegen sie da, die Häuser, Bäume und vor allem der Dom, umringt von Wasser. Der Blick von hier, vom Stadtteil Georgsberg aus, über die Innenstadt ist schon einmal vielversprechend.

Innenstadt und Dom liegen auf einer Insel; Ratzeburg selbst ist aber größer und erstreckt sich zu beiden Seiten der Seenlandschaft. Erkunden möchte ich aber vor allem den „Kern“, die Insel, und so führt mich mein Weg über die Brücke und in Richtung Kurpark. Eine kleine, feine Grünfläche, auf der sich zu dieser frühen Stunde vor allem Enten, Gänse und Schwäne ausbreiten. Ein paar Jogger sind unterwegs, einig mit ihrem Hund. Hier fallen mir zum ersten Mal die vielen Parkbänke auf. Für mein Päuschen ist es jetzt aber noch zu früh! 🙂

Schlendern durch die Inselstadt Ratzeburg

zwei Fotos als Collage: Eingang zum Dom und Torbogen beim Dom

unterwegs beim Ratzeburger Dom

Stattdessen schlendere ich durch die Innenstadt, vorbei am Marktplatz mit dem modernen „Springbrunnen“ – oder besser Wasserinstallation zu nennen? – und dem Alten Kreishaus, an der St. Petrikirche und dem Ernst-Barlach-Museum bis ich den Dom erreiche. Die Eingangstüren stehen weit geöffnet, Orgelklänge dringen zu mir nach draußen und Besucher für Besucher gehen den Weg zur Eingangstür entlang. Es herrscht eine heitere, entspannte und zugleich außergewöhnlich ruhige Atmosphäre. Wie jeden Sonntag ist Gottesdienst, heute auch mit Taufe, wie ich im Gespräch mit Besuchern erfahre. Daher ist der Dom für „Sightseeing“-Besucher im Sommer erst ab 12 Uhr geöffnet. Ab Oktober gelten die Winteröffnungszeiten: Dienstag bis Samstag, jeweils zwischen 10 und 16 Uhr.
Der Innenraum ist schlicht und sehr ansprechend gestaltet, vor allem die Säulen aus rotem Backstein sind beeindruckend, das Schnörkellose, der Verzicht auf übermäßige Verzierung.

Segelboote auf dem Domsee und Ratzeburger Dom.

Pause bei Kaffee, Kuchen und Blick über den Domsee auf den Ratzeburger Dom.

Vom Dom geht es vorbei am Kreismuseum Herzogtum Lauenburg. Eine Gruppe sammelt sich gerade vor dem herrschaftlichen und zugleich gemütlich wirkenden Haus, sie warten auf ihre Gruppenführung durch die Ausstellung. Also gehe ich um das Haus herum in den Garten, der in Stufen zum See hinunter führt. Schmetterlinge flattern voller Energie durch das Grün, auf der Suche nach den letzten Blüten des Sommers. Über den See zieht ein Drachenbroot, zwar „nur“ zu Übungszwecken, dennoch mit lautem Gebrüll und schlagkräftigen Sportlern an den Rudern. Brüllen würde wohl auch der Schmetterling gerne, der stattdessen mit heftigen Flügelschlägen tapfer versucht, „seine“ Sonnenblume gegen eine Schwebfliege zu verteidigen. Mit Erfolg: Die Schwebfliege, die langsam vom Rand weiter in die Mitte gekrabbelt war, flattert weiter und auf einer anderen Blüte.
Auch im Gemeinschaftsgarten am Domsee blüht und gedeiht es; hier warten zum Beispiel knackig grüne Tomate auf mehr Sonnentage.

Ich gönn mir eine kleine Pause im Eiscafe. Herrlich in der Sonne sitzen, den Blick auf den Dom genießen und dazu ein köstliches Stück Kuchen 🙂 Vor mir liegen die blauen, roten und weißen Segelboote, ganz ruhig, ihr Schaukeln ist kaum zu merken, so ruhig ist der Domsee heute. Auch die Wolken scheinen es nicht eilig zu haben; ganz gemächlich schieben sie sich am blauen Himmel entlang, so als wären sie selbst auf gemütlichem Sonntagsausflug.
Ein paar Möwen fliegen unaufdringlich durch die Luft, ab und zu blitzt ihr weißes Gefieder in der Sonne auf. Libellen sind ebenfalls unterwegs, Schmetterlinge, Bienen. Sie alle scheinen die letzten wärmeren Tage des Jahres ebenfalls voll auskosten zu wollen.

Gut gestärkt starte ich meinen Spaziergang um den Kleinen Küchensee. Bei den Seen brauche ich als Außenstehende ein wenig Geduld und Orientierungssinn 🙂 Denn die Ratzeburger Innenstadt ist von drei Seen umgeben: Domsee, Kleiner Küchensee und Küchensee; der Domsee geht weiter nördlich in den Ratzeburger See über. Am Ende ist es aber auch egal, welche Aussicht man gerade genießt – hübsch sind nämlich alle Ufer 🙂
drei Fotos: Schild Entenwanderung, Küchesee, Blick auf Ratzeburg

Doch nicht nur wegen ihrer schönen Lage und dem idyllischen Stadtkern ist Ratzeburg das Ziel meiner letzten Sommerserie in diesem Jahr: Ganz in der Nähe verlief früher die deutsch-deutsche Grenze, zog sich sogar durch den Ratzeburger See. Das nordöstliche Ufer war vor der Wiedervereinigung Grenzgebiet. Todesstreifen. Schon seltsam, heute auf der schleswig-holsteinischen Seeseite zu stehen, hinüber zu sehen und sich vorzustellen, wie es vor 27 Jahren gewesen ist.

Einblick in diese Zeit gibt zum Beispiel das „Grenzhus Schlagsdorf“, das Informationszentrum zur innerdeutschen Grenz und rund zehn Kilometer von Ratzeburg entfernt gelegen. Gemeinsam mit der Stadt Ratzeburg werden über den Sommer begleitete Radtouren zum Thema „Grenzgeschichte“ angeboten. Weitere Informationen dazu findest Du hier.

Um Ratzeburg herum ist so viel Wasser – was liegt da näher als eine Bootsfahrt, das Städtchen von der Seeseite aus betrachten? Eine der Touren führt an das nördliche Ufer des Ratzeburger Sees, nach Rothenhusen. Wer mag kann hier umsteigen und auf der Wakenitz bis nach Lübeck fahren!

Spazierweg Ratzeburg am Kleinen Küchensee

Wanderweg um den Kleinen Küchensee in Ratzeburg

Egal, für welche Art der Entdeckungsreise Du Dich entscheidest, ob zu Fuß, mit dem Fahrrad oder per Schiff: Ratzeburg lohnt einen Besuch! Einige Impressionen gibt es in meinen Fotowelten. Viel Spaß beim Stöbern.

Der Sommer und somit auch meine Sommerserie – in diesem Jahr unter dem Motto „Ostseeregion“ – sind erst einmal zu ende. Das heißt natürlich nicht, dass in meinen Fotowelten und meinem Blog der Winterschlaf Einzug hält. Auch in den Herbst- und Wintermonaten gibt es auf dieser Seite immer wieder etwas zu entdecken! Kennst Du zum Beispiel schon meine Herbstlichter?

Wenn Du keine Neuigkeiten verpassen möchtest: Auf meinem Instagram-Profil gibt es immer das Aktuellste zu sehen. 🙂