Über mir der weite, blaue Himmel, an der fröhlich die Sonne tanzt. Links ziehen die Dünen, die immer wieder den Blick auf das blaue Meer und den weißen Sandstrand freigeben, an mir vorbei. Auf meiner rechten Seite erstreckt sich ein Meer aus gelbem Löwenzahn, dahinter lugen kleine Reetdächer hervor. Ein zauberhaftes Fleckchen Erde liegt vor mir: die Probstei an der Ostseeküste, etwas südlich von Kiel im Kreis Plön gelegen.
Meine Sommertour zum Thema Ostsee führt mich diesmal nach Laboe, Ausgangspunkt meiner Radtour durch die von imposanten Bauernhöfen, grünen Feldern und langen Sandstränden geprägten Region.
Erst geht es ein Stück durch Laboe, kurz an der Landstraße entlang, dann macht der Küstenradweg eine Linkskurve und führt noch vor dem Ortsschild von Stein auf einem Sandweg wieder Richtung Küste.

Vor mir liegt das weite Meer, auf dem die weißen Segel der großen und kleinen Schiffe in der Sonne glitzern. In der Ferne höre ich das monotone Brummen der kleinen Motorboote. Wenn sie dichter und langsamer an der Küste entlang fahren, höre ich das harte Aufschlagen der Kunststoffschalen auf den Wellen. Einige Kinder plantschen im Wasser. Spaziergänger mit Hund oder Kind oder ohne Hund und ohne Kind flanieren auf dem Deich entlang, Radler genießen den breiten Weg zwischen Deich und Strand und immer wieder kommen mir Nordic-Walking-Ladies entgegen. Heute zieht es wohl jeden nach draußen.
Ein Sommer-Sonnen-Sonn-Tag an der Küste der Probstei – wie ein Urlaubstag!

Die Radwege durch die Probstei sind gut ausgeschildert. Zusätzlich weisen Symbole wie das blaue Segelboot den Weg vorgefertigter Rundtouren.

Im Hafen von Marina Wentorf schaukeln die Yachten seicht an den Stegen. Einige werden gerade auslaufbereit gemacht; das Segel am Mast in die Höhe gezogen, die Kühltasche mit dem Picknick unter Deck gebracht, die kuscheligen Sitzkissen auf die edlen Holzbänke gelegt. Zwischendurch ein angeregtes Pläuschchen mit der Crew vom Nachbarboot, herzhaftes Lachen, dann gehen die Vorbereitungen zum Ablegen weiter.
Unweit der Fischkutter wird der Imbiss für den Tag vorbereitet. Tische werden abgewischt, Bänke zurechtgerückt, die Karte mit den lukullischen Highlights prüfend in Augenschein genommen. Ab dem späten Vormittag werden hier allerlei Fischgerichte angeboten.

Für meine Pause ist es noch zu früh, also radel ich weiter die Küste entlang. Nicht nur Touristen und Sonntagsausflügler wie ich erfreuen sich an der Schönheit des Küstenstrichs, auch viele Vögel fühlen sich hier wohl. Um mich herum piept und tiriliert und schwirrt es. Aber was für Vögel leben hier? Dazu reicht mein ornithologisches Zehntelwissen leider nicht aus. Rauchschwalben erkenne ich noch. Die kleinen, schwarzen Vögel mit der auffälligen Schwanzform zischen wie Pfeile vor, neben und über mir vorbei,  mit ihren wirren Flugbahnen und abrupten Wendemanövern, immer den Insekten hinterher. Eine einsame Kanadagans fliegt laut schreiend über mich hinweg. Etwas später auf meiner Tour begegnen mir immer wieder farbenfrohe Stieglitze, die in den Gebüschen sitzen und sich offenbar munter unterhalten.
Wer mehr über die artenreiche Vogelwelt wissen möchte, hält bei der Station des Nabu (Naturschutzbund Deutschland) in Bottsand an. Zu den Öffnungszeiten gibt eine Ausstellung Aufschluss über die Frage „Was piept denn da?“.

Zwischen Marina Wentorf und Kalifornien heißt es: Strecke machen! Sonst bin ich morgen noch nicht fertig mit meiner Tour, weil es so viel zu sehen, zu bestaunen und zu fotografieren gibt. Und hier ist der Weg schön breit, da kann man ruhig mal ein bisschen Gas geben. 🙂

Schon von weitem ist die Seebrücke vom Schönberger Strand am Horizont auszumachen – und mit ihr jede Menge sonnenhungrige Besucher, die sich hier tummeln. Auf der Promenade geht es nur im Schritttempo voran, die Kinder auf ihren Rollern und Laufrädern immer sorgsam im Blick, ebenso die kleinen Yorkshire Terrier und andere Minivierbeiner, die den Radius ihrer Ziehleinen voll auskosten und schnuppernd die Gegend erkunden.

Durch die gesamte Probstei zieht sich ein gut ausgebautes und ebenso gut beschildertes Radwegenetz. Wer mag, kann einer der zusammengestellten Touren – Maritim, Natur, Kultur oder zu den Strohfiguren im Spätsommer – aussuchen und diese abradeln. Natürlich kann man auch völlig frei kreuz und quer die Gegend entdecken. Ich entscheide mich für einen Mix und verlasse am Schönberger Strand die Küste, um das Hinterland zu erkunden. Denn die Probstei ist mehr als Meer: das Innenland sollte kein Besucher links liegen lassen. Um nur die Küste ins Visier zu nehmen, ist die restliche Region viel zu schön mit den stattlichen Höfen, den schnuckeligen Reetdachhäusern und den weiten Feldern.

Und wieder geht das Staunen los
Auf meinem Weg durch die Dörfer komme ich aus dem Staunen kaum heraus. Gefühlt ist alle paar Zentimeter etwas Neues zu entdecken: prachtvolle Bauernhöfe mit Säulen vor dem Eingang, weite Toreinfahrten, durch die knatternde Traktoren rollen, Fachwerk, Reet. Ob großes oder kleines Haus, jedes ist wunderbar gepflegt und liebevoll dekoriert, in den Gärten blüht es farbenfroh und üppig.
Gehässige Mäuler könnten fragen, ob morgen das Komitee von „Unser Dorf soll schöner werden“ vorbeikommt, so friedlich und intakt erscheinen die kleinen Ortschaften. Ohne eine Umfrage unter den Probsteibewohner gemacht zu haben, würde ich die hübsche „Heile-Welt“-Ausstrahlung auf eine intakte Gemeinschaft zurückführen. Hier kennt man sich noch, hier wohnt man nicht „ausversehen“ oder weil hier die einzige preislich erschwingliche Wohnung zu ergattern war. Für die Probstei entscheiden sich die Bewohner bewusst, weil sie die Region leben, weil es Heimat ist. Dieses Gefühl schwingt in den gepflegten Häusern, liebevoll angelegten Gärten und sauberen Straßen mit. – Und ich bin mir sicher, dass auch hier die heile Welt keine 24/7-Schichten schiebt… 😉
Die Radwege führen mich über Wirtschaftswege und kaum befahrene Nebenstraßen, durch besagte Ortschaften und ein kleines Stück auch mal an der Landstraße entlang. Die Wege sind auf jeden Fall gut zu befahren und sehr gut ausgeschildert – verloren gehen kann man hier eigentlich nicht. 🙂 In größeren Orten treffe ich andere Radfahrer und Kaffeetrinker, hin und wieder kommen mir Radler entgegen oder ich schnacke kurz mit einem Bewohner, über den hübschen Garten, die lustige Deko oder das beeindruckend restaurierte Bauernhaus. Ansonsten ziehe ich weitgehend unbehelligt meine Kreise durch die Probstei.

Wo es am schönsten ist, kann ich am Ende gar nicht sagen. Gefühlt hinter jeder Wegbiegung gibt es etwas Neues zu entdecken, das macht die Gegend hübsch abwechslungsreich. Vor allem die Mischung aus der weiten (Kultur-)Landschaft und den niedlichen Ortschaften macht die Region so sehenswert.

Mehr Bildimpressionen findest Du in meinen Fotowelten/Probstei.

Für den nächsten Teil meiner Sommerserie, die Du hier ab dem 1. Juli lesen kannst, bin ich auch wieder im Grünen unterwegs. 🙂