Obwohl noch recht früh am Sonntag, sind schon einige Passanten und Reisende auf dem Bremer Bahnhof unterwegs. Selbst die Sonne kämpft sich tapfer hin und wieder durch die heute recht dichte Wolkendecke und zieht helle Striche über die Pflastersteine auf dem Bahnhofvorplatz. In Sichtweite stehen die Straßenbahnen, die noch rege durch die Bremer Innenstadt und ins Umland fahren und ein ausgesprochen angenehmes Verkehrsmittel sind. Stehen die Busse wie in anderen Städten vor allem zum Feierabendverkehr im Stau, rollt man mit der Straßenbahn bequem und meist im Minutentakt durch die Stadt zu seinem Ziel. Eine der Weiß-Roten Bahnen fährt gerade mit einem leichten Summen und hellem Läuten los; mit dem Klingeln sollen Fußgänger gewarnt werden – oder  besser gesagt, liebevoll von den Gleisen verscheuch 🙂
Statt mit der Bahn, laufe ich zu Fuß in die nahegelegene Innenstadt. Vorbei an den Schweinchen aus Bronze, die mit ihrem Hirten ein beliebter Treffpunkt sind und an die Herkunft des Straßennamens erinnern soll: Soghestrate ist Plattdeutsch und bedeutet Schweinestraße.

Wer in Bremen zur Stadtbesichtigung startet, kommt an der historischen Innenstadt nicht vorbei. Sicher, Rathaus, St. Petri Dom, Haus Schüttinger und die Bremer Stadtmusikanten sind schon Millionenfach betrachtet, bestaunt und fotografiert worden – ihrer Anziehungskraft hat das jedoch nicht geschadet. Ich finde es immer wieder faszinierend, was für architektonischen Meisterleistungen in den vergangenen Jahrhunderten entstanden sind. Das Alte Bremer Rathaus – gemeinsam mit der Figur des Roland UNESCO Weltkulturerbe – entstand zwischen 1405 und 1410. Im Laufe der über 600-jährigen Geschichte wurde zwar einiges verändert, die liebevollen Details, die vielen Figuren wie Platon, Aristoteles und Cicero, die Giebel und Verzierungen verzücken bis heute.

Alleine bin ich heute nicht. Es empfiehlt sich eben, vorab einen Blick in den Veranstaltungskalender zu riskieren. An diesem Wochenende wird die Bremer Innenstadt von Freunden der Kleinkunstszene bevölkert; wobei die Betonung hier auf dem Wort Kunst liegt. Das Festival „La Strada“ präsentiert Jongleure, kreative Akrobaten, Pantomimen, kurz: man muss diese Art der Unterhaltung einfach mögen, um Spaß an dem Programm auf den verschiedenen Bühnen zu haben.
Wer sich lieber dem Sightseeing hingibt, reiht sich in den Strom der nationalen wie internationalen Touristen ein, die auch heute wieder die kleine Böttcherstraße und das Schnoorviertel bevölkern.

Viel zu entdecken: Das Schnoorviertel

Schmalen Gassen mit Kopfsteinpflaster, farbenfrohe kleine Fachwerkhäuser, dazwischen noch engere Durchgänge zu Hinterhöfen und Geschäften – im Schnoor verliere ich mich nur zu gerne. Stöbernd und Staunend schlendere ich vom Bürstenladen zur Kunstgalerie, vorbei an Auslagen mit kunstvollem Schmuck und weiter zur Bonbon Manufaktur. Schon im Mittelalter lebten und arbeiteten in diesen verwinkelten Gässchen Kunsthandwerker. Das Schnoor ist somit nicht nur der älteste Stadtteil Bremens, in dem die meisten Häuser unter Denkmalschutz stehen und deren Straßen autofrei sind. Für mich ist er auch der charmanteste: So viele liebevoller Details, ein künstlerisches, buntes Flair und sogar ein Theater – was man in so einem kleinen Viertel nicht alles unterkriegt 🙂
Dank Bäderregelung laden auch sonntags die Geschäfte zum Bummeln ein, die vielen Restaurants und Cafés sowieso. Langeweile kommt sicher keine auf. Im Gegenteil, ein paar weniger Touristen könnten es für meinen Geschmack schon sein und so ziehe ich weiter in die Böttcherstraße, die ebenfalls mit historischem Flair und kunstvollen Läden aufwartet.

Auf in die Bremer Unterwelt

Wer es ruhiger mag, der erkundet die Bremer „Unterwelt“ – eine geführte Tour von Stattreisen. Denn wo Rathaus, Bremer Stadtmusikanten und Dom schon von so vielen bestaunt wurden, findet sich bei diesem Rundgang garantiert viel Neues zu entdecken! Aber keine Angst, es geht nicht durch dunkle Gänge und Katakomben – bei der Sonntagstour (Bremer Unterwelten II) stehen Bunker, Tunnel und Reifekammern auf dem Programm. Los geht es mit einem kleinen Grüppchen von zehn Leuten im Keller der ehemaligen Synagoge, der zufällig bei Bauarbeiten wiederentdeckt wurde. Viel Spannendes zu sehen gibt es zwar nicht, dennoch hinterlässt der Besuch nachdenkliche Spuren; ist dieser kleine Raum ohne Fenster Zeugnis eines abscheulichen Kapitels unserer Geschichte.
„Tatort-Feeling“ kommt hingegen in Bremens einziger Unterpflasterstraße auf. Du fragst Dich, was eine Unterpflasterstraße ist? Hinter diesem seltsamen Wort verbirgt sich im Grunde nichts Anderes als eine asphaltierte Straße, die unter mehreren Häusern entlangführt. Überreste eines (missglückten) Versuches, den Straßenverkehr unter Tage entlang zu führen. Heute dient er hauptsächlich als Anlieferweg für Waren.

Als wir die breite Straße entlang schlendern, möchte eine Besucherin wissen, ob hier schon einmal ein Tatort gedreht wurde. Davon hat allerdings niemand Kenntnis, die Unterpflasterstraße scheint noch nicht für den Fernsehklassiker entdeckt worden zu sein. Ein echter Krimi, so erzählt uns unser Guide, hat sich hier indes  bereits abgespielt: Während einer Großrazzia vor einigen Jahren im Bremer Banden-Milieu in einem der Discotheken, flüchteten die Gesuchten über diese unterirdische Straße und den zugehörigen Notausgang.

Alle Highlights in Bildern findest Du wie immer in meinen Fotowelten. Hier kannst Du auch noch in den anderen Tatort-Städten stöbern – viel Spaß!