Während unter uns das Wasser gurgelt und sich die MS Elegant Lady über die Mosel schiebt, wird es langsam hell draußen. Der zunehmende Mond leuchtet klar am Himmel, eine kleine weiße Kirche mit Zwiebelturm am Ufer ist von allen Seiten angestrahlt. Häuser, mal hell erleuchtet, mal noch friedlich schlummernd, Weihnachtsbeleuchtungen an Fassaden und in Vorgärten und dazwischen immer wieder die Silhouetten laubbefreiter Bäume, die friedlich das Ufer säumen.

Gemütlich geht es die Mosel entlang, die sich an Weinbergen im Winterschlaf, weiß-rot-braunen Fachwerkhäuschen, Cafés und Hotels, Laubwäldern mit letzten, zumeist gelb oder braunen Blättern an den Ästen und vertrockneten Nadelgehölzen entlang schlängelt. Kurve um Kurve nähern wir uns unserem heutigen Etappenziel Cochem.

Leider ist es ein wenig trist. Ein trübes Einheitsgrau liegt über der sonst malerischen Landschaft. Dabei hatte der Morgen mit denen in zartes Rosa getauchten Wattewölkchen so verheißungsvoll begonnen. Aber sicher, wer zur Adventszeit in Deutschland unterwegs ist, muss wettertechnisch eben die sprichwörtlich kleinere Brötchen backen 🙂 Dennoch lässt sich erahnen, wie schön die Mosel hier mit grünen Hängen und Wäldern ist, vor allem zur Weinlese in September und Oktober.

Die Reichsburg thront über Cochems Innenstadt

Von unserem Liegeplatz aus können wir auf die andere Moselseite und Cochem sehen. Vor allem die Reichsburg oben auf dem Hügel strotzt uns selbstbewusst entgegen – auch wenn sie sich gegen das triste Einheitsgrau nur schwer abheben kann.

Von unserem Schiff geht es ein Stück an der Mosel entlang, über die Brücke, dann stehen wir in Cochems kleiner Altstadt. Gassen mit Kopfsteinpflaster, schmale Häuser, teils ein wenig schief und krumm, sympathisch, historisches Fachwerk und viele Treppenstufen, die hinauf zum Kapuzinerkloster führen.

Die Altstadt zieht sich in Etappen entlang des Weinberges, wie verschiedene Etagen, die fast hinauf bis zur Burg reichen. Ebenso wie die kleinen Gassen und „Etagen“ schlängelt sich der Weihnachtsmarkt durch die beschauliche Innenstadt. Wir sind allerdings ein paar Tage zu früh: Die liebevollen Holzbuden befinden sich noch im Aufbau, die beiden Tannen vor dem Rathaus am Marktplatz bekommen gerade noch rote Schleifen verpasst, als wir gemütlich bergauf Richtung Reichsburg laufen.

Insgesamt scheint die Altstadt aus Weinhandlungen, Restaurants und Cafés zu bestehen, die sich derzeit vornehmlich im „Wintermodus“ befinden, das heißt erst gegen Abend ihre Türen öffnen oder Ruhetag haben. Aber wie gesagt, wer in der Nebensaison unterwegs ist, muss mit so etwas rechnen. Und es ist auch nicht tragisch. Mit dem Weg zur Burg sind wir sowieso erst einmal beschäftigt 🙂  Von der Parkbank ein wenig unterhalb des historischen Gebäudes genießen wir den Ausblick auf die Mosel und Cochem. Abends ist es hier besonders schön, mit den vielen kleinen Lichtern, die die Adventszeit erhellen. Auch die Burg wird abends angestrahlt und steht, so hell erleuchtet, noch erhabener als tagsüber. Als wir nach dem Abendessen Cochem verlassen, stehen wir auf dem Sonnendeck und lassen die atemberaubende Kulisse an uns vorbeiziehen, bis die kleine Stadt hinter der Moselbiegung verschwunden ist.

Zwei Orte an der Mosel: Zu Besuch in Traben-Trabach

Früh, schon einige Zeit vor dem Frühstück, haben wir in Traben-Trabach festgemacht. Mond und Sterne funkeln hell am Himmel, als wir das erste Mal den Kopf nach draußen strecken. Dichter, weißer Nebel liegt über dem Tal, aber die wenigen Wölkchen am Himmel sind in liebliches Rosa getaucht, der Morgen ist nicht mehr weit. So machen wir uns noch am Morgen auf unsere kleine Entdeckungstour durch Traben-Trabach. Eigentlich zwei Orte, Traben und Trabach, jeweils auf einer Seite der Mosel gelegen.

Von der Brücke aus bietet sich uns eine schöne Aussicht auf beide Orte, auf die mit Nebel bedeckten umliegenden Weinberge – und natürlich die Mosel, die in diesem Abschnitt recht ruhig ist. Heute zumindest. Frachtschiffe habe ich hier noch nicht vorbeischippern sehen und die Ausflugsschiffe starten nicht vor elf Uhr.

Auf jeder Moselseite ragen die Kirchtürme hervor. Zunächst schlendern wir durch das kleine Traben, bleiben vor den Geschäften stehen und studieren die Schaufensterauslagen, erfreuen uns an den Fachwerkhäusern und kleinen Gassen.

Auf dem Platz nahe des ZOBs und beim Alten Bahnhof ist ein kleiner Wochenmarkt aufgebaut. Beim Geflügelstand hat sich schnell eine lange Schlange mit Kunden gebildet. Offenbar ist das Fleisch dort empfehlenswert. Aber wir werden ja so gut an Bord verpflegt… 🙂 So schlendern wir zurück über die Brücke nach Trabach, wo es ähnlich aussieht.

Nur die Fußgängerzone ist hier breiter, Geschäfte für Mode, Wohnartikel und Accessoires aller Art haben ihre Schaufenster auf Weihnachten eingestellt; allerdings steht der ein oder andere Laden leer. Ein Problem vieler Städte. Da wir vor zehn Uhr unterwegs sind, haben nur sehr wenige Geschäfte geöffnet. Was uns nicht weiter stört; so können wir uns erneut dem Schaufensterbummel hingeben, ohne groß ins Portemonnaie greifen zu müssen 🙂

Natürlich dominiert auch hier das Thema Wein. Weinschänken, Weinhändler, Weinkeller mit Gewölbe. Was würde bloß aus der Region werden, wenn von heute auf morgen der Wein plötzlich „aussterben“ würde? Nicht auszudenken! Aber zum Glück scheinen die fruchtbaren Böden der umliegenden Weinberge genug leckeren Wein zu liefern.

Unterwegs auf der Mosel: Weiter geht`s mit der MS Elegant Lady

Weiter geht’s. Ausgesprochen pünktlich legen wir in Traben-Trabach ab. Alle Gäste sind wieder an Bord, wozu also warten? Vor uns liegen 23 Kilometer auf der Mosel bis zu unserem nächsten Halt, den wir am Nachmittag erreichen sollen: Bernkastel-Kues. Auf dem kurzen Weg passieren wir eine weitere Schleuse, was jedoch unter den Gästen nicht mehr so aufmerksam beäugt wie am Anfang der Reise.

Auch wir sitzen im gemütlichen Panoramasalon, lehnen uns entspannt lehnen zurück und beobachten die vorbeiziehende Landschaft. Drei Kormorane sitzen regungslos auf den kahlen Ästen eines Baumes am Ufer. Von den schwarzen, großen Vögeln gibt es hier so einige. Wenig später haben es sich zwei Schwäne am Ufer gemütlich gemacht. Mit ihrem strahlend weißen Gefieder stechen sie in dem trüben grün-beige-braun der Umgebung deutlich hervor.

Vornehmlich sehen wir aber natürlich Weinberge. Auch auf diesem Abschnitt der Flussufer sind sie meist umrahmt von braun-gelb-trocknen Laubbäumen oder teils grün, teils braun vertrockneten Nadelbäumen – sicherlich noch die Auswirkungen des besorgniserregend trocknen Sommers in diesem Jahr. Hin und wieder sind die Weinberge mit Grüppchen von Birken durchsetzt, die bereits all ihre Blätter abgeworfen haben und auf den Wintereinbruch zu warten scheinen.

So nah dieser ist: Auf einigen Weinbergen wird noch gearbeitet. Bagger und andere Fahrzeuge stehen bereit, an einem Hang sind hoch oben fünf oder sechs Arbeiter zu sehen, die sich Reihe um Reihe durch die Weinstöcke arbeiten. Doch die meisten Weinberge scheinen im Winterschlaf zu sein.

Zur Orientierung helfen die großen weißen Namen der Weinbauern, beziehungsweise ihrer Weine, die mit identisch aussehenden weißen Druckbuchstaben auf den Hügeln angebracht sind. Kinnheimer Rosenberg lesen wir da oder Kröver-Nacktarsch und auch Lösnicher Försterlay.

Alle Fotos der Advents-Flusskreuzfahrt über Rhein und Mosel findest Du in meinen Fotowelten/Winterspecial.