Sehnsuchtsvolle Blicke, ein tiefer Seufzer und ein langgestrecktes „Ooooh, wie schön“ – die Reaktion auf meine jüngsten Reisepläne laufen ähnlich ab. Mit Norwegen im Winter, Wandern auf Jersey und selbst mit meiner Tour durch den Westen der USA habe ich keine so konstante Begeisterung ausgelöst wie jetzt mit meiner Reise in die Toskana. Grüne Hügel, fruchtbare Weinberge, in Terrakotta-Tönen getünchte Häuser, daneben die typischen Zypressen, die sich schon von weitem mit ihrer schmalen Form gegen den tiefblauen Himmel abzeichnen. Und natürlich so atemberaubende Städte wie Florenz, Siena und Pisa mit ihren historischen Bauten, dem liebevollen Shabby Chic und der italienischen Lebensfreude – die Toskana ist Sehnsuchtsziel. Auch ich habe immer wieder mit der Urlaubsregion in der Mitte Italiens geliebäugelt. Jetzt ist es endlich soweit: Toskana, ich komme! 🙂

Hinkommen – Ankommen – Herumkommen in der Toskana

Wer sich die weite Anreise mit dem Auto aus (Nord-)Deutschland ersparen möchte, reist mit dem Flugzeug an. Die Flughäfen von Florenz oder Pisa bieten sich an, wobei letztgenannter recht klein ist und dem hohen Reiseaufkommen nicht so ganz gewachsen scheint. Auch von Rom, Mailand oder Verona ist die Toskana mit dem Zug (oder Mietwagen) in zwei, drei Stunden erreichbar.

San Maria Novella in Florenz

Mit dem Zug reist es sich in der Toskana – wie nach meiner Erfahrung generell in Italien – sehr gut. Zwischen den großen und größeren Städten gibt es gute Verbindungen, die Züge sind meist pünktlich, die Züge habe ich zudem als sehr sauber und geräumig erlebt. Die Durchsagen auf den Bahnsteigen und im Zug sind oftmals auch in englischer Sprache; auch wenn es sich lediglich um den Hinweis handelt, dass die Züge videoüberwacht sind oder sich ein Reinigungstrupp an Bord befindet. Bei der Orientierung helfen außerdem die elektronischen Anzeigen an den Bahnhöfen, Bahnsteigen und in den Zügen. Darüber hinaus ist Bahnfahren recht preisgünstig und bei den Ticketautomaten kann Deutsch als Sprache ausgewählt werden. Soweit mein klares Plädoyer, die Toskana mit dem Zug zu erkunden 🙂

Natürlich ist auch ein Mietwagen eine bequeme Art und Weise, neben den Städten vor allem die Landschaft kennen zu lernen. Hier muss beachtet werden, dass die Autobahnen in der Regel Maut kosten. Daher beim Einfädeln bei den Mautstationen darauf achten, dass die Spur nutzt, bei der die Gebühr vor Ort gezahlt werde kann; Vielfahrer haben so eine Art Dauerpässe, um nicht jedes Mal aufs Neue anhalten zu müssen.

Florenz – Mein Tipp: die Piazzale Michel Angelo

Ganz gleich, ob mit dem Zug oder Auto unterwegs: Florenz steht vermutlich bei jedem Toskana-Besucher weit oben auf der Wunschliste. Völlig zu Recht, wie ich finde. Auch wenn sich Tag für Tag riesige Mengen an Touristen durch die rund 380.000-Einwohnerstadt schlängeln und drängeln, ist sie wunderschön und auf jeden Fall einen Besuch wert. Nicht ohne Grund ist die historische Innenstadt mit ihren Kirchen, Denkmälern und Museen bereits seit 1982 UNESCO-Weltkulturerbe und zieht jährlich mehrere Millionen Touristen an.

Insbesondere vormittags tummeln sich die Besuchergruppen in der Innenstadt, bestaunen den weltberühmten Dom mit seinen imposanten Marmorverzierungen und dem toten Kuppeldach, strömen durch die engen Gassen und posieren vor der Ponte Vecchio Brücke für ein Urlaubsfoto. Wenn du es einrichten kannst, legst du diese Highlights deines Florenzbesuches auf den Nachmittag, wenn viele der Busgruppen und Kreuzfahrtbesucher ihren Rundgang beendet haben. Zwar wirst du Dom, Rathaus und Galleria degli Uffizi auch dann nicht für dich alleine haben, aber mir kommt hier die Stimmung am Nachmittag entspannter vor, und entgehen lassen solltest du dir die weltberühmten Gebäude keinesfalls!

Ponte Vecchio in Florenz

Für den Vormittag ist meine Empfehlung ein Spaziergang durch den südlichen Teil der Stadt. Schon kurz hinter der Ponte Vecchio Brücke löst sich das Geschiebe und Gedränge wie von Zauberhand auf. Die kleinen Restaurants und Bars laden zum Mittagessen ein. In einem hole ich mir ein belegtes Focaccia und flaniere entspannt am Arno entlang. Die Ponte Vecchio mit ihren bunten Bauten und der blaue Himmel darüber spiegeln sich im ruhigen Fluss. Einige kuschelige weiße Wattewolken liegen still im Blau. Unwillkürlich muss ich an die Pont au Change in Paris denken, die früher mal bebaut war und im Film „Das Parfüm“ von Patrick Süskind vorkommt. Ich beobachte die Touristen, die auf der Brücke in den Rundbögen stehen, mit ihren Selfisticks hantieren und Fotos vor dieser hübschen Kulisse machen.

Durch den Rosengarten zur Aussichtsplattform

Nach einiger Zeit schlendere ich weiter. Bei der nächsten Brücke biege ich rechts in die schmalen Gassen ab. Die Häuser sind hoch, am Straßenrand parken Auto an Auto. Hohe Häuser, dunkle Anstriche, schattig. An einer der braunen Häuserfassade fällt ein blaustichiges Gemälde mit zwei sich küssenden Tauchern auf. Weiter die Straße hinauf gibt es mehr dieser Streetart.

Vor einem der kleinen Läden steht ein Fahrrad. Die Fotografien, zumeist in schwarz-weiß, im Schaufenster wecken mein Interesse. Florenz kunstvoll in Szene gesetzt. Licht und Schatten, Formen und Muster, historische Bauten und stille Ecken. Im Laden komme ich mit der Inhaberin Michaela Sieberova ins Plauschen, eine freie Fotografen, ursprünglich aus Tschechien. Mit ihr rede ich über die volle Innenstadt, die vielen Touristen und die Lebensqualität in Florenz. Natürlich stöbere ich auch durch die vielen schönen Fotografien der Stadt in ihrem charmanten Laden.

Von der Via di San Niccolò 58 aus schlendere ich weiter durch den Rosengarten, Giardino delle rose. Nach dem Eingangstor geht es eine Treppe hinauf zum Garten. Alternativ führt der ausgeschilderte Weg zur Aussichtsterrasse rechts vom Tor die breiten Stufen hinauf zur Piazzale Michel Angelo. Doch der kleine Umweg durch den Rosengarten lohnt sich. Eine kleine Gruppe picknickt auf der Wiese, ein Pärchen turtelt auf der Bank am Hauptweg, kichert und lacht. Vor den Blumenbeeten posiert eine Frau für einen Fotografen. Ich genieße den Ausblick über Florenz, den Dom, die Kirche St. Lorenzo, den Arno, der im Sonnenlicht glitzert. Doch es geht noch weiter hinauf.

Bei über 30 Grad fallen mir die letzten Treppenstufen hinauf zur Piazzale Michel Angelo etwas schwer. Aber ich bin nicht die einzige, die mit gerötetem Kopf ins Schnaufen gerät 🙂 Auf den Steinen an den obersten Stufen ruhen sich einige Besucher aus und wedeln sich mit ihrem Stadtplan Luft zu. Zur Erfrischung gönne ich mir ein Eis in dem Café direkt oben an der Treppe.

An der Balustrade der Piazzale Michel Angelo tummeln sich die Touristen, ein paar Händler bieten Souvenirs und Erfrischungen an – aber es ist längst nicht so überlaufen wie auf dem Rathausmarkt. Der rote Hop-on-Hop-off-Bus fährt vorbei; wer den Fußweg scheut, fährt einfach Bus J Hier oben liegt einem die Stadt zu Füßen. Ein traumhafter Ausblick!

Ich komme mit einem Pärchen ins Gespräch, das ebenfalls den herrlichen Ausblick genießt. Sie haben sich gerade verlobt und in Kürze wird er aus Schottland zu ihr nach New York ziehen – immer wieder spannend, welche Leute mit welchen Geschichten man unterwegs trifft.

Der Friedhof der Kirche San Miniato al Monte

Von der Fotografin habe ich auch den Tipp bekommen, mir den Friedhof hoch über der Stadt anzusehen. Also steige ich weiter den Hügel hinauf zur Kirche San Miniato. Links und rechts der großen Treppe liegen die ersten Gräber, sensationell verziert, liebevoll gestaltete Statuen. Engel, ein kleines Kind mit einem Welpen auf dem Arm, Büsten von Männern in Uniform oder hübscher Ausgehkleidung mit feinem Hut. Auf einigen der weißen Familiengrabsteine sind Fotos der Verstorbenen angebracht, bilden ganze Generationen ab. Ein Abriss über die Jahrzehnte in Fotos. Traurig und schön zugleich.
Um hier alle Feinheiten und Details zu erkunden, bedarf es Tage. Ich suche den Schatten von den kleinen Kapellen und Familiengräbern und lasse die liebevollen Gestaltungen auf mich wirken. Immer wieder wird der Blick auf Florenz frei.
So wunderschön und ruhig es hier oben auch ist, ich möchte noch mehr von der Stadt sehen und so schlendere ich langsam wieder zurück in die historische Innenstadt – der Dom von Florenz wartet! 🙂

Dom von Florenz und UNESCO Weltkulturerbe

Impressionen meiner Reise in die Toskana findest Du wie gewöhnlich in meinen Fotowelten.
Außerdem habe ich die berühmten Cinque Terre besucht, was ich ebenfalls in Foto und Wort festgehalten habe. Viel Spaß beim Lesen und Stöbern.