Ein Cappuccino im Straßencafé. Vielleicht ein erfrischendes Gelato dazu, auch wenn der seichte Wind die Sommerwärme erträglich macht. Dabei die Fußgänger beobachten, die über die Piazza wuseln, die neuesten Modetrends shoppen oder die atemberaubende Stadtkulisse genießen.  – Vor meinem inneren Auge sehe ich zwei wundervolle Tage in Mailand vor mir. Aber:

Erst einmal heißt es: ankommen!

Der Flughafen Mailand – jedenfalls der Ankunftsbereich – ist erstaunlich übersichtlich. Ich folge den Schildern „Trains“, um mit dem „Malpensa Express“ in die Stadt zu fahren. Ein kurzer Fußweg und ich stehe schon vor den Fahrtkartenschaltern für die Züge. Außer mir sind nur zwei andere Reisende in dem klimatisierten Gebäude unterwegs. Da nur von Gleis 1 und 2 Abfahrten an der Anzeigetafel stehen und an beiden die Züge Richtung Mailand gehen, steige ich in den Zug, der gerade eingefahren ist. Trotz Sprachschwierigkeiten, die Worte „Milano“ und „City“ versteht der Mann im blauen Overall, der die Mülleimer im Zug leert. Er nickt mehrfach und ich mache es mir in den breiten, grauen Sitzen bequem.

Auf der Fahrt sehe ich wie gebannt aus dem Fenster und freue mich gerade wie ein Kind an Weihnachten über den blauen Himmel und die imposanten aber harmlosen Wolkenberge am Horizont, da werde ich um Kleingeld angebettelt. Soweit meine Vermutung – ich spreche leider kein Italienisch. Ein Typ mit zerzausten Haaren und zwei Hunden, Bulldoggen nehme ich an, an der Leine läuft durch den Zug und schnorrt die Fahrtgäste an. Eine kleine Frau mit Dreadlocks und einem viel zu großem Pullover, der ihr um die Kniekehlen schlackert, folgt in einiger Entfernung. Ach ja, wieso soll Mailand anders sein als andere Großstädte? 🙂

Achtzehn, neunzehn, zwanzig…Fensterläden in Hülle und Fülle

Auf meinem Weg vom Bahnhof Cadorna, wo mein Malpensa Express ankommt, Richtung Hotel streife ich durch die Stadt. Vorbei am Castello Sforzesco und baumbeschatteten Straßen in den Stadtteil Brera. Schon nach wenigen Metern bin ich wie elektrisiert von den zauberhaften Häusern mit ihren Fensterläden und üppig bepflanzten Balkonen. Manche sind farbenfroh angestrichen in leuchtendem Gelb oder zartem Rosé, einige sind elegant in Weiß gehalten; im Erdgeschoss laden die großen Schaufenster der exklusiven Geschäfte zum Stöbern ein. Die vielen Restaurants haben große weiße oder rote Schirme über die Tische, die in den Straßen stehen, gespannt und buhlen um hungrige Gäste.

Sehenswerte Fassaden im Stadtteil Brera

Mode-Mekka. Wirtschaftsmetropole. Weltkulturerbe. Mailand hat viele „Titel“. Mit ihren rund 1,3 Millionen Einwohnern ist sie zudem die zweitgrößte Stadt Italiens und blickt auf eine über 2.000 Jahre alte Geschichte zurück. Bei der Recherche im Vorfeld meiner Reise bin ich mehrmals über den Begriff „langweilig“ gestoßen, aber langweilig kommt mir die Hauptstadt der Lombardei wirklich nicht vor! Ich weiß eher nicht, was ich zuerst bestaunen soll: Die weißen Bauten mit ihren imposanten Fassaden? Die aufwendig gestalteten Skulpturen und kunstvollen Plätze? Oder doch lieber das bunte Fußvolk, das sich weiter durch die Gassen schiebt?

Je länger ich meine Tasche durch die mit hübschen runden Kopfsteinen gepflasterte Straßen von Brera trage, desto hungriger werde ich. Also Platz nehmen in einem der Restaurants. Ein bisschen was essen, ein bisschen was trinken, ein bisschen die vorbeischlendernden Urlauber beäugen. Die Sonne scheint vom tiefblauen Himmel, an der nicht eine fluffige Deko-Wolke zu sehen ist. Ein leichter Wind hebt sachte die rot-weiß-karierte Tischdecke an und lässt sie Sekunden später wieder auf den Tisch sinken. Oh, Sommer, wie sehr hab ich Dich unter dem dichten Wolkenvorhang in Norddeutschland vermisst! 🙂

Die Mailänder lieben hübsch bepflanzte Balkone